Heute Morgen bin ich ganz Zugewandtheit die Wasser des Silberteichs liegen im Schlaf ich bin der Nebel, den sie ausatmen das Trällern, Tschirpen, Kollern der Vögel in den Bäumen schallt durch meine Atome dort ist heute viel Spielraum
hohes Gras in rosarot im Nebellicht kitzelt mein Herz sodass ich singen muss der Wasserbüffel stimmt mit ein ich höre ihn noch als ich weiterspringe in meinen von Tau durchnässten Joggingschuhen
ich sauge den duftenden Ausatem der Bäume in meine Brust über die Weiden wogendes Weiß das zum Himmel steigt ein Reh plötzlich in Bögen davon die Hörner des jungen Hochlandrindes sind wärmer als meine Hand
Autobahndröhnen, getriebene Bewegung, drängt sich mit Gewalt auf, meine Seele krümmt sich, versucht es mit Gänsehaut
Bäume wie Walskelette: Wie lange haben Ströme dich umtost? An deinen Ästen, Zweigen, Blättern gezerrt und du warst ganz hingegeben? Was hat dich aus deinem Grund gerissen bis dein Halt zerbarst und krachte? Was war falsch, das letzte Mal? War deine Zeit um oder dein Fundament aufgeweicht? Deine Wurzeln gleichgültig und schwach geworden? An den jungen Bäumen sprießen die Zweige auch hinunter bis an den unteren Stamm, keine Kopfzentrierung hier, Frisches und Neues bis an die Wurzeln. Wärest du standfester gewesen, wenn du dir nicht so einen großen Kopf gemacht hättest? Dich nicht so breit ausgelegt, sondern dich zierlich eingefügt zwischen den anderen?
Was wäre mit mir? Würde ich in einem Sturm fallen? Zermürbt oder standfest, wie hoch kann ich mich gen Himmel strecken? Was hält mich, wie bin ich beschaffen? Wann ist meine Zeit des Wachsens um? Werde ich den Zeitpunkt spüren? Mich dem Wind hingeben? Wie verlängert Hingabe mein Leben?
Zig Stämme nebeneinander dazwischen wogendes, tanzendes Hellgrün wie Federn. Manches Waldwesen huscht nun verborgen durchs Unterholz, auch die Sonntagsspaziergänger, die auf dem Parallelweg sich bewegen von Hundeleinen gezogen und im Schlepptau bunter Kinderwagen. Dem Auge schmeichelnd ist all dies im frischen Grün verborgen.
Volksdorfer Wald im April
Ich könnte annehmen, ich wäre allein zwischen den Wellen der Vogelstimmen und dem Rauschen des Windes.
Alles egal, belanglos, was ich schreibe? Ja, ich will mich selbst verbergen in der Wahrnehmung des Außen, würde mich am liebsten kleiden in Grün mit Zweigen und Vogelfedern, einem Nest in der ausgestreckten Hand, mich ganz assimilieren, und mich verlieren.
Ich bin mir und anderen fremd, daher, wozu was anderes probieren, ich wünschte, ich könnte verschmelzen, ganz aufgehen in den Spezies des Waldes.
Die Sprache ist mir nie eine Brücke gewesen, nur Scheinwahrheiten und Unzulänglichkeiten, nur Vogelstimmen sprechen zu mir, Baumwurzeln geben mir Halt, die Maserung der Stämme, grüne Blätter und braunes Laub sind meine Zeitmesser.
Wenn ich eines Tages gehen muss, möchte ich hier vergehen, mich zerstäuben im Wind, in demselben, der Blätter an Zweigen zittern und trockenes Laub wendet und winken lässt.
Jetzt steh ich da mit leeren Händen so soll es wohl sein alle vorherigen Tage viele Wochen war dieses Kribbeln der Freude in Bauch und Brust das Getragensein der Zauber des Alleswirdgut aber jetzt ist es erloschen mir wurde die Freundschaft wieder entzogen
ich dachte, einen Freund gefunden zu haben aber immer, wenn ich denke, etwas zu haben, ist es schon fort besonders Menschen das liegt wohl an mir ich werde nie verstanden oder missverstanden oder bin zu euphorisch
in jedem Fall nicht richtig Zuwendung wandelt sich immer in scheele Blicke die ich nicht begreife dann steh ich da mit leeren Händen früher oder später je länger es dauert desto schmerzvoller die Verwirrung und die Einsamkeit der Boden der Wirklichkeit das leere All nur ich allein wozu das alles mit leeren Händen
Habt ihr zu essen, meine Kinder? Nein. Dann fischt auf der rechten Seite. Ich will wieder aufspringen und tanzen voller Freude und Mut den Herrn preisen, wo sind die Jünger?
eine Tannenmeise schnarrt und schnarrt, während sie an den Zweigen turnt und sich herum schwingt
über Kopf hängt, dann wieder obenauf, schnarrt sie weiter, als schimpfe sie, zwischendurch Picken an den Zweigen, Hopsen auf einen Ast.
Das Schnarren geht in fragendes Piepsen über, sie rupft und zupft an dem Ast herum, etwas fällt, Piepsen, schon segelt sie in einem Bogen zum nächsten Baum.
Dort beginnt sie klangvoll zu zwitschern, wenn auch immernoch fragend, aber von einem ferneren Baum ertönt Antwort.
Vogelschall zigstimmig aus dem Wald wogt über die Apfelwiese, weiße Wollschaftupfen zwischen den Obstbäumen, die Vögel singen auch lautstark über dem Friedhof der Mönche, dunkelgraue Wolken ziehen schon wieder auf und decken den blanken blauen Himmel zu. Ich muss mich eilen und würde so gerne verweilen, den Augenblick in den Fußsohlen spüren und dem Gezwitscher lauschen.
Nach dem Gang durchs Moor, Finger zu steif gefroren zum Schreiben:
Amseln rufen am Abend, sie rufen und rufen. Sie rufen die Nacht herbei. Amseln rufen am Abend.
Am Anfang geschrieben am Ende geschrieben zwischendrin wurde mein Kopf ganz still vor Staunen.
Nur Singvögeln gelauscht, Augenblicke bestaunt, Gänse, Schwäne geschaut, von der Abendsonne angeleuchtetes Schilf bestaunt, Hagelgeräusch gelauscht. Wasser beim Fließen geschaut, Enten beim Auffliegen geschaut, ihrem Schnattern gelauscht, meinen Schritten auf den Holzplanken gelauscht und nachgespürt, dem Rauschen des Windes gelauscht, dem Farbwechsel des Himmels, die Wolken geschaut, Bäume beim Wiegen geschaut. Augenblicke gesammelt.
Am Anfang geschrieben, am Ende geschrieben, zwischendrin wurde mein Kopf ganz still vor Staunen, und mein Herz so schwerelos, dass ich mich mit den Gänsen hätte aufschwingen können.
Der Dopplereffekt: das ist die Frequenz einer Schallwelle, die sich auf den Hörenden zu und wieder weg bewegt. Unablässig. Ein Meer der Kakophonie, stetig brüllende Löwen und Bullen, zischende Drachen, heulende Wölfe auf vier oder vielen Reifen, an der Kreuzung, den Bushaltestellen, den Ampeln, vierspurig und sechsspurig sind ihre Bahnen, über die sie brüllend, heulend, zischend sich bewegen.
Wenn sie stoppen, schnauben oder kreischen sie. Wenn sie anfahren, stöhnen sie besonders laut wegen der Anstrengung in Bewegung zu kommen. Ihre Bewegung ist mein Schmerz. Sie fressen meine Nerven zum Frühstück, zur Abend- und Nachtspeise. Ich will nicht mehr die Hörende sein, will ihre Wellen nicht, will meine Ohren abschneiden, kann van Gogh verstehen.
Ich bin ein Wal hilflos ausgeliefert, seine riesige Nase und Knochen fangen alle Schallwellen auf. Er kann abtauchen in die Stille der tiefen Wasser in der Hoffnung auf Ruhe. Ich kann nicht entkommen, unser Haus aus wenig Stein, eher Stroh und Holz mit zermahlendem Sand in durchsichtige Fasson gegossen hat dem Dröhnen, Zischen, Brüllen und Heulen nichts entgegenzusetzen.
Der Dopplereffekt wird mich finden und die Bestien mich weiter auffressen.
Heute Morgen jubelnd als die Flocken wirbelten – heute Abend keine Spur mehr von Schnee.
Grau, trüb, matte Gehwegplatten zwischen den Hafencity-Neubauklippen braust mir der Wind entgegen – lässt mich wanken.
Reste von Schnee auf Stühlen der Außengastronomie wie zerknüllte Taschentücher, der Himmel grau bedeckt, I wish there was more Astronomie, mein Leitstern unsichtbar.
Aber dann Kontemplationsgruppe: die Räume der Stille entlang geschritten, den Flug der Gedanken in Bildern der Vergangenheit, in Bildern der Zukunft beobachtet wie ziehende Wolken,
Hier auf dem umgestürzten Baum: Ein Zitronenfalter oder mehrere flattern um uns herum. Tote Bäume liegen übereinander und nebeneinander wie Knochen auf einem Walfriedhof.
Vögel zwitschern, ein Specht klopft, eine Kreissäge, der Waldboden voll trockenen Laubes, auf das die Sonne scheint. Es ist noch zu früh im Jahr für ein Laubdach – nach oben schauend nur schwarze Verästelungen vor blauem Himmel wie Neuronen oder Blutgefäße.
Bäume, die in den Himmel wachsen, das wurde auch schon oft so formuliert. Die Kreissäge wie eine nervige viel zu laute Wespe. Amseln.
Die Blätter der Bäume liegen alle, bedecken den Boden in Schattierungen von hellbraun, beige, die Sonne fällt auf ihre Oberfläche und sie glänzen hell auf,
ihre Adern sind hervorgetreten wie an der Hand eines alten Menschen -verdorrt sind sie alle, brüchig, zerbröselt, der Wind bewegt sie noch leichter als früher, als sie noch an den Zweigen hingen, jetzt sind sie nur noch die Schale früheren Lebens.
Aber die erste Hummel, der erste Zitronenfalter gaukelt schon herum, in Erwartung, dass die prallen Knospen an den Bäumen das erste Grün erbrechen.
Spechte wie Ruf und Antwort, Schreiben im Wald, Hundegebell, das Knarzen eines Rehs, Vögel im warmen Frühlingsmittag.
Meine Tochter knabbert und schmatzt an ihrem Schokoladeneis herum, während wir hier auf einer Bank am Stadtfleet Platz genommen haben.
Auf der Bank neben unserer klebt eine von Kinderhand gemalte ukrainische Flagge. Die Schülerdemonstration am Freitag kam hier entlang, fast alle Hamburger Schülerinnen haben für Frieden in der Ukraine demonstriert. Der Krieg liegt allen schwer auf dem Herzen.
Es fällt schwer, alles wie gewohnt zu tun, deshalb fehlen mir dieser Tage die Worte für Naturimpressionen.
Eben in der Fußgängerzone bin ich auf zwei wunderbare Sänger und zwei selbsternannte Verkünder Christi gestoßen – der eine professionell mit Mikrofon und Anhängern, die Flyer verteilten, bezeichnete den Papst als Sektierer, der andere stand nur still mit seinem Plakat. Der Zweite ist eine vertraute Gestalt in der Mönckebergstraße. Wenn er ein beeindruckendes Buch gelesen hat, schreibt er dazu ein Plakat und stellt sich mit ernstem Gesicht, allen Blicken ausweichend, auf einen leeren Getränkekasten und hält es den ganzen Tag hoch. Dieses Mal ist es das Wort Jesu, das er mitteilen will, das passt jedenfalls zur Fastenzeit und zur Kriegssituation.
Einer der Sänger war ein Mann mit Akustikgitarre, Jon Kenzie, wirklich ein Könner, verkaufte 2 CDs: eine von 2005, die hieß „Wanderlust“ und ich dachte, wenn er seitdem schon durch die Fußgängerzonen wandert, ist ihm die Lust vielleicht vergangen und ich kaufte die andere CD von 2015. Er weckte tatsächlich viel Aufmerksamkeit heute am Samstag im Shoppinggewimmel der Hamburger Innenstadt. Hier war soviel los, als ob die Leute meinten, Weihnachten wäre näher als aller Krieg.
Die andere Sängerin war eine junge Frau mit voller, ausgebildeter Stimme, die scheu zur Seite schaute, wenn man stehen blieb, um ihr zuzuhören – Lisa Marie, sie klingt wie eine leise Whitney Houston, aber sie nennt sich wie Elvis‘ Tochter.
Manchmal ist es schön, direkt in der Stadt zu wohnen, mitten im Geschehen, mitten in der Kultur. Aber ich dachte auch, die Frau singt hier so wunderschön in der Sonne, die schon richtig wärmt, obwohl die Luft so eisig geworden ist, eisig seit einigen Tagen, während in der Ukraine die Menschen Schutz suchen vor den Bomben.
Es ist, als ob hier alles zeitgemäß wäre, März 2022 in Europa, während dort der Krieg Teil einer anderen Zeitepoche zu sein scheint. Beides zeitgleich und doch ein unvereinbares Jetzt. Denn Bomben und Raketen in unserer Gesellschaft, das ist unvorstellbar und doch braucht es dafür nur einen einzigen alten Mann an der Macht, der glaubt, dass er recht hat. Einen Menschentöter, der sich im Recht wähnt.
„Mama, ich will noch eine Blume malen“, ruft meine Vierjährige, als ich das Notizbuch schon weglegen wollte. Also malt sie und summt dabei.
Blume, Katze und Mensch
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